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Vernissage: Blick in die Ausstellung / Ansprache Andreas Hüneke,
Fotos: Hans-Jörg Schirmbeck
Bernd Krenkel gehört zu den profiliertesten Malern und Zeichnern der
Stadt Potsdam und des Landes Brandenburg. Aus Anlass seines 60.
Geburtstages bereitet der Potsdamer Kunstverein in Zusammenarbeit
mit dem Kunstraum Potsdam für Juli/August 2013 eine Ausstellung
seiner beiden wichtigsten Bilderserien vor, die noch nie im
Zusammenhang gezeigt wurden.
Mit dem Thema Vergänglichkeit und Erneuerung setzt sich Bernd
Krenkel schon seit vielen Jahren auseinander. Als Konstruktion und
Destruktion bestimmte es in den achtziger Jahren die Zeichnungen zum
Brückenbau, zum gescheiterten Potsdamer Theater-Neubau am Alten
Markt und zum Belvedere auf dem Pfingstberg. Bündelungen und
Verdichtungen von Linien schaffen Energiezentren, von wo aus sie in
verschiedenen Richtungen über die Fläche vordringen, sich in ihr
festhaken.
Mit den Dickicht-Zeichnungen schlug Krenkel 1991 ein neues Thema
an. Es geht nicht mehr um Konstruktion und Destruktion, sondern um
Wachsen und Niederbrechen, Aufstreben und Gebremstwerden. Die
Vitalität der schwarzen Zentren und der explosionsartig
ausbrechenden Linien erfährt immer wieder Hemmungen, Störungen und
Brüche. In den großformatigen Dickicht-Gemälden, von denen sich
eines im Potsdam Museum und ein weiteres im Angermuseum in Erfurt
befindet, wurde dem Thema, wie Ursula Prinz feststellte, durch den
unleugbaren Bezug zum Mythos des „deutschen Waldes“ eine historische
Dimension hinzugefügt.
Während eines Stipendien-Aufenthalts beim Kunstverein Röderhof hatte
Bernd Krenkel im Frühsommer des Jahres 2000 ein starkes Erlebnis der
unberührten Wildnis der Bäume auf dem Brocken. Fieberhaft zeichnete
er und brachte Hunderte Blätter mit nach Potsdam. Später entstanden
Linolschnitte und Acrylmalereien auf Papier, mit denen die größeren
Gemälde vorbereitet wurden. Die Arbeit an den fünf großen Gemälden,
die durch eine Spendensammlung des Potsdamer Kunstvereins ermöglicht
wurde, als deren Ergebnis eins der Gemälde dem Potsdam Museum
geschenkt werden konnte, erstreckte sich – mit durch Atelierprobleme
bedingten Unterbrechungen – von Anfang 2004 bis Ende 2008. Nebenbei
und im Anschluss entstanden auch kleinere Gemälde. Mehrere der
kleineren Arbeiten erwarb das Land Sachsen-Anhalt für seine
Kunstsammlung.
Krenkel war fasziniert von der durch die landschaftliche und
politische Lage über Jahrzehnte entstandene Wildnis auf dem Brocken,
die sich obendrein mit beziehungsreichen Sagen und einem guten Stück
deutscher Kulturgeschichte verbindet. In seinen unmittelbar vor dem
Motiv in höchster Konzentration entstandenen Zeichnungen, die
dennoch einen hohen Abstraktionsgrad erreichen, klingen die
verschiedenen Aspekte des Erlebnisses bereits an, die er dann in
unterschiedlichen Gemälden weiterverfolgt und ausformuliert hat.
Während die Zeichnungen mit knappen, sensibel geführten Linien (eine
Zeichenkunst, wie sie gegenwärtig sehr selten geübt wird) eine sehr
kurze Entstehungszeit hatten, sind die Malereien in langwieriger,
immer wieder in Frage gestellter Arbeit durchgeformt.
In der Ausstellung sollen die beiden Serien großformatiger Gemälde
zusammen mit einer Auswahl der Zeichnungen und der vorbereitenden
und begleitenden kleineren Malereien erstmals im Zusammenhang
gezeigt werden. Damit werden eine Kontinuität und eine
bemerkenswerte Entwicklung in der Malerei und der Zeichenkunst Bernd
Krenkels deutlich.
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