.

 

 

Home l Informationen l Ausstellung aktuell  Archiv  Ankündigung l Spenden l Satzung l Kontakt/Impressum

   
  Ausstellungsarchiv

Rede zur Eröffnung l Medienecho

 
   
 

30.5. bis 12.7.2009, Pomonatempel auf dem Pfingstberg –  Lage und Anfahrt
Andy Kern: »Venus und Mars«, Diptychon


Eröffnung am 30.5.2009 um 14 Uhr

geöffnet samstags/sonntags/feiertags 15 bis 18 Uhr



Abb.: Venus und Mars, 2009, Diptychon, je 230 x 140 cm

größere Darstellung: bitte auf das Bild klicken


 

Biografie
1959
geboren in Fürstenberg/Havel
1980 – 1985
Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Hildegard Korger, Hartwig Ebersbach und Heinz Wagner, 1985 Diplom-Grafiker, seit dem freischaffend tätig
1985 – 1990
Verband Bildender Künstler der DDR, Bezirk Potsdam
1987 – 1989
Gründungsmitglied der Künstlergruppe »instabil«
1990 – 1992
Gründungsmitglied im Potsdamer Künstlerverein e.V.
1999 – 2001
Kurator der Ticket-Galerie Nikolaisaal Potsdam
2000–2007
überwiegend auf den Gebieten Grafik-Design, Kommunikationsgestaltung und Kulturmarketing tätig

lebt als Maler und Grafiker in Potsdam

Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im Inland sowie in Polen, UdSSR, Indien, Niederlande, Belgien, USA, Kanada | Werke in öffentlichen Sammlungen: Potsdam-Museum, Brandenburgische Kunstsammlungen Cottbus, Museum Junge Kunst Frankfurt/Oder; State Lalit Khala Academy New Delhi, Indien
Werke in Privatsammlungen im Inland sowie in Großbritannien, Polen, Schweiz, Schweden, USA

Konzept

Der Pomonatempel spiegelt exemplarisch die kunst- und zeithistorischen Schichtungen seit dem 19. Jahrhundert wider und reicht in seinem allegorischen Gehalt weit über die Potsdamer Kulturlandschaft und die Utopien des Preußischen Arkadiens hinaus.
Schinkels architektonisches Debüt von 1801 wurde 16 Jahre später durch Friedrich Wilhelm III. dem Zeitgeschmack angepasst und geriet 1844–60 in arge Bedrängnis durch die Planungen von Persius, Hesse und Stüler für die gewaltige Belvedere-Anlage unter Friedrich Wilhelm IV. Der Abriss drohte. 1862 konnte der Bau durch Lenné rettend in die Gesamtanlage integriert werden. 1935/36 im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele in Berlin instandgesetzt, geriet das unzerstörte Bauwerk nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Blickfeld, um nach der Errichtung der innerdeutschen Grenze im Magnetfeld eines sowjetischen Militär- und Geheimdienststandortes bis auf die Grundmauern zu verfallen. Die Wiederherstellung 1992/93 war der erste bürgerschaftlich initiierte Schritt einer anhaltenden Adaption der Anlage. Dieser Adaption möchte ich einen persönlichen Kommentar hinzufügen.

Schinkel hat das Gebäude in der Klarheit griechischer Tempelarchitektur mit einem quadratischen Innenraum angelegt. Ein Diptychon, das auf diese Klarheit des Raumes reagiert, soll ein Polarisationsfeld schaffen, welches das Ansprechverhalten auf die geschichtliche Ladung des Ortes stimuliert. Die Ansätze in meiner Formensprache, die durch die Ästhetik archaischer Kunst und der klassischen Archäologie geprägt sind, aber auch von Gestaltungskonzepten des Klassizismus und den figürlichen Abstraktionen der klassischen Moderne, sollen in diese Arbeit einfließen, bei der es in mehrfacher Hinsicht um das Zwiegespräch geht. Das Zwiegespräch zwischen den Künsten und Epochen, zwischen Ideal und Wirklichkeit. Ein Zwiegespräch, das zwischen den beiden Bildtafeln beginnt, sich zwischen Bild und Raum ausdehnt und im Dialog von Kunstfigur und eigener Körperlichkeit im Betrachter fortsetzt.

Die neben dem Kaminzug befindlichen holzgetäfelten Wandeinlassungen, die in Schinkels Entwurf nicht vorgesehen sind, werden von zwei Bildtafeln verdeckt. Die Kaminöffnung wird dadurch als optisch wirksames Element unverstellt in den Bildaufbau integriert. Alle anderen Wandflächen bleiben unberührt.

Die Bildform des Diptychons passt sich der reinen Symmetrie des Raumes an und eröffnet eine formal dominante Dialogsituation.

Jede Bildtafel wird von einer Figur dominiert. Links Mars, in einer indifferenten Sitzhaltung verharrend, ein ruhender Heroe, der sich zwischen den Schlachten zu sammeln scheint. Rechts Venus, im Kontrapost balancierend, die sich anschickt, einer Karyatide gleich, die Last der Welt zu tragen. Beiden zueigen ist eine ästhetische Ganzheit im Collagehaften, Fragmentarischen und Fragilen ihrer Erscheinung. Zwischen Konstruktion und Destruktion scheint die Immanenz von Ruhe und Kraft auf, die Gratwanderung zwischen göttlicher Utopie und menschlicher Natur, zwischen männlichen und weiblichen Wesenszügen, zwischen Zerstörung und Bewahrung. Diese Ambivalenz im Körperlichen sichtbar und spürbar zu machen, ist Ziel meiner Arbeit.

Die Farbanmutung ist »archäologisch«, es überwiegt eine erdige Restwärme. Strukturell entsteht ein starker Kontrast zwischen der konzentrierten Figuration und dem monochromen Hintergrund, der räumliche und zeitliche Verweise bewusst ausschließt. Das Diptychon wird in Mischtechnik auf Leinwand ausgeführt, einzelne Partien sind vergoldet.

Andy Kern
Potsdam, im Oktober 2008

   
 

zurück

nach oben