Information zur Ausstellung
In Potsdam – der einstigen Garnison- und Residenzstadt – waren Kunst
und Architektur
bis weit ins 19. Jahrhundert hinein vom preußischen Königshaus
geprägt. Mit dem Bau
der Bildergalerie im Park Sanssouci nahm der Gedanke, die königlichen
Sammlungen der
Öffentlichkeit zugänglich zu machen, zwar Gestalt an, doch ein
öffentliches Museum
entwickelte sich daraus nicht. Selbst das Antikenmuseum, dessen
Grundstock sich in
Potsdam befand, wurde in Berlin errichtet.
Die nicht aus fürstlichen Sammlungen hervorgegangenen Museen basierten
bekanntlich
auf Stiftungen bedeutender Privatsammler oder auf der Initiative
örtlicher Kunstvereine.
Auch in Potsdam entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein
Kunstverein, der
seine Tätigkeit jedoch auf Ausstellungen, Vorträge und Geselligkeiten
beschränkte. Erst
den kunstinteressierten Bürgern, die sich 1908 zur Gründung des
(zweiten) Potsdamer
Kunstvereins zusammenfanden, der im folgenden Jahr ins Vereinsregister
eingetragen
wurde, gelang es, gemeinsam mit dem Potsdamer Museumsverein die
Einrichtung eines
städtischen Museums durchzusetzen, dessen Kunstsammlung entscheidend
aus den
Sammlungen des Kunstvereins und seiner Mitglieder unterstützt wurde.
Der 2002 gegründete (dritte) Potsdamer Kunstverein bezieht sich auf
die Tradition seines
Vorgängers und pflegt enge Beziehungen zum Potsdam-Museum. So lag es
nahe, die
Überlegungen des Vereins und des Museums zu Jubiläumsausstellungen
zusammenzuführen und gemeinsam
100 Jahre »Kunst ohne König« zu begehen.
Das Potsdam-Museum thematisiert das öffentliche Sammeln von Kunst.
Repräsentative
Beispiele aus den Beständen geben Auskunft über die Entstehung, die
Struktur und die
Entwicklung der städtischen Sammlung. Eine Heraushebung erfahren die
die
Anfangsjahre prägenden Sammler und Kunstvereinsmitglieder Paul Heiland
und Fritz
Rumpf sowie der Maler und Mitbegründer des Kunstvereins Heinrich
Basedow d.Ä.
Anhand ihres bürgerschaftlichen Engagements umreißt der
Ausstellungsprolog die
Gründungssituation vor 100 Jahren.
Am Beispiel einer Italien-Reisemappe des Potsdamer Architekten Ernst
Ziller von 1862
aus dem Nachlass der Potsdamer Architektenfamilie lässt sich das
bürgerliche
Selbstbewusstsein und der Bildungsanspruch des 19. Jahrhunderts
dokumentieren. Aus
der durch Ankäufe, Schenkungen und Künstlernachlässe bestimmten
Museumssammlung
werden die Nachlässe der Maler Hans Klohß und Otto Heinrich aus dem
20. Jahrhundert
exemplarisch vorgestellt.
Der jetzige Potsdamer Kunstverein unternimmt den Versuch, sich der
Geschichte des
privaten Sammelns in der Stadt anzunähern. Gezeigt werden 12
historische und 12
gegenwärtige Privatsammlungen. Zu den einstigen Potsdamer Sammlern
zählen u.a. der
Kinderarzt Herwig Hesse, der Kunsthistoriker und Volkskundler Wilhelm
Fraenger sowie
der Bankier Herbert M. Gutmann oder der Architekt und Bauunternehmer
Sigismund
Thiemann. Während im historischen Teil die Sammlungen in enger
Beziehung zu den
Eigentümern präsentiert werden können, bevorzugen die gegenwärtigen
Sammler die
Anonymität ihrer Person. Sie ziehen es vor, allein durch ihre
Sammlungsprofile in
Erscheinung zu treten, beispielsweise mit der Ateliermalerei des 19.
Jahrhunderts, mit
Dresdner Malern oder Bildhauern aus Halle, mit Plakaten, Exlibris oder
keramischen
Objekten.
Den Epilog der Ausstellung bestimmen gegenwärtige Fragen. Erstmals
werden zwei
Neuzugänge des Museums aus jüngster Zeit, Bilder von Stefan Eisermann
und Bernd
Krenkel, zu sehen sein, deren Übereignung der (dritte) Potsdamer
Kunstverein
verantwortet. Darüber hinaus plant er im Rahmen der Ausstellung auch
die Präsentation
und Schenkung der erst kürzlich in einem Berliner Auktionshaus
erworbenen Jahresgabe
des (ersten) Potsdamer Kunstvereins an das Potsdam-Museum. Die
Lithographie »Tasso‘s
Eiche« nach Karl Eduard Biermann (1845) war über viele Jahre im Besitz
des bereits
erwähnten Kunstsammlers Herwig Hesse.
Zu den jüngeren Neuzugängen des Museums gehören ebenfalls das Gemälde
»Italienische Landschaft bei Rom« (1839) von Carl Gustav Wegener und
das
Kinderporträt »Die Geschwister Kann« (1849) von Albert Moores, deren
Restaurierung
der Förderverein des Museums ermöglicht hat.
Die bürgerliche Tugend des privaten Sammelns bildete 1909 die
Voraussetzung zur
Gründung des Potsdamer Museums. Die Ausstellung versteht sich als
Animation, nach
heutigen Verbindungen zwischen privatem und öffentlichem Sammeln von
Kunst zu
suchen.
Im Lukas Verlag erscheint ein ausstellungsbegleitender Katalog, der
erstmalig
lokalhistorische Grundlagenforschungen zum Thema des Kunstsammelns in
Potsdam
präsentiert und durch übergreifende Essays in einen größeren
Zusammenhang stellt.
Begleitprogramm
... im Haus der
Brandenburgisch-Preußischen Geschichte:
- Kuratorenführungen am 6. Juni, 4. Juli, 1. August um 15 Uhr
- Museumspädagogische Aktionen zum Thema »Sammeln und Sammler«
- Kurzvorträge mit thematischer Führung:
3. Juni, 19 Uhr
»Der Wissenschaftler Wilhelm Fraenger als Kunstsammler«
Dr. Christof Baier, Wilhelm-Fraenger-Archiv
1. Juli, 19 Uhr
»Ludwig Justi und die Sammler«
Dr. Kurt Winkler, HBPG
2. Juli, 19 Uhr
Vortrag »Edwin Redslob (1884 - 1973) - Kulturpolitik und Sammlerwut«
Als ›Reichskunstwart‹ (1920 - 1933), Mitgründer von Tagesspiegel
(1945) und Freier Universität (1948) war Edwin Redslob einer der
einflussreichsten Kulturpolitiker der Moderne. Als gebürtiger Weimarer
blieb er lebenslang dem humanistischen Lebensmodell verpflichtet. Als
Kind der Moderne und gelernter Kunsthistoriker kämpfte er für die
Durchsetzung des Expressionismus, unterhielt Freundschaften zu Malern
wie Ernst Ludwig Kirchner und sammelte ihre Werke.
Der Vortrag von Christian Welzbacher, Kulturhistoriker und Journalist,
gibt einen Einblick in Redslobs Persönlichkeit, seinen Lebensweg und
seine Leidenschaften.
Beitrag: 3 €
7. Juli, 19 Uhr
Buchpräsentation »Privates und öffentliches Sammeln in Potsdam – 100
Jahre ›Kunst ohne König‹«
Potsdam-Museum / Potsdamer Kunstverein e.V. (Herausgeber)
Erstmals wird der Versuch unternommen, sich der Geschichte des
privaten Sammelns in und um Potsdam grundlegend anzunähern. Die
Herausgeber stellen eine Auswahl einstiger und gegenwärtiger
Privatsammlungen vor. Zugleich wird anhand der Bestände des vor 100
Jahren gegründeten Potsdam-Museums das öffentliche Sammeln von Kunst
in Potsdam thematisiert. Repräsentative Beispiele aus dem Bestand
geben Auskunft über die Entstehung, Strukturierung und Entwicklung
dieser städtischen Sammlung. Die häufig nachweisbare Provenienz aus
Kunstvereins- oder anderem Privatbesitz unterstreicht die historische
Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements.
Beitrag: 3 €
15. Juli, 19 Uhr
»Städtisches Museum Potsdam – Städtische Gemäldegalerie«
Gerhild Martens, Potsdam-Museum
22. Juli, 19 Uhr
»Siegward Sprotte als Maler und Sammler«
Dr. Heinz Schönemann
29. Juli, 19 Uhr
»Fritz Rumpf – Kunstmaler, Sammler und Mitbegründer des Städtischen
Museums
Potsdam«
Dr. Jutta Götzmann, Potsdam-Museum
... im Alten Rathaus:
2. Juni, 19 Uhr
Podiumsdiskussion »Musealer Auftrag oder persönliche Leidenschaft«
Zur Funktion von öffentlichem und privatem Sammeln
Eine Veranstaltung des Potsdam Museums und des Potsdamer Kunstvereins
in
Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Gegenwartskunst
16. Juni, 19 Uhr
Vortrag »Der Potsdamer Kunstsommer«
Andreas Hüneke
30. Juni, 19 Uhr
Vortrag »Das Städtische Museum Potsdam und die Sammlung Bildende Kunst
in den Jahren 1945 bis 1976«
Dr. Iris Berndt
... an historischen Orten
Sa, 11. Juli, 17 Uhr
Führung (Grundstück Friedrich-Ebert-Straße 83)
»Das Thiemann-Haus hinter dem Nauener Tor«
Durch das Sammlerehepaar Gertrud und Sigismund Thiemann wurde das alte
Wohnhaus des Gärtners Joachim Ludwig Heydert zu einem besonderen Ort
der Künste in Potsdam. Das Ehepaar trug kostbare, skurrile und schöne
Werke aus nah und fern zusammen, schmückte Haus und Garten und lebte
mit ihnen über Jahrzehnte. Erwerb und Verkauf, Zerstörung und
Erhaltung, eine komplexe Geschichte und eine offene Zukunft.
In der Führung auf dem Grundstück Friedrich-Ebert-Straße 83, werden an
zahlreichen Kunstwerken die damit in Zusammenhang stehenden Fragen
erörtert.
Saskia Hüneke, Kunsthistorikerin, Potsdam
Beitrag: 7 €, erm. 5 €
Information und Anmeldung (erforderlich):
Potsdamer Kunstverein, Telefon 0331 295957 oder
info@potsdamer-kunstverein.de
Eine Veranstaltung des Potsdamer Kunstvereins mit freundlicher
Unterstützung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
Berlin-Brandenburg zur Ausstellung »100 Jahre ›Kunst ohne König‹.
Privates und öffentliches Sammeln in Potsdam«
Sa, 18.07.2009, 17 Uhr
Führung (Grundstück Friedrich-Ebert-Straße 83)
»Der Kunstsammler im Haus mit den sechs Klingelzügen«
Fast 60 Jahre wurde das einstige Wohnhaus von Joachim Ludwig Heydert,
Hofgärtner unter Friedrich II., durch das Sammlerehepaar Sigismund und
Gertrud Thiemann bewohnt. Mit dem Erwerb des Hauses im Jahr 1921
verfügte Sigismund Thiemann über den Ort, seine seit 1909 aus Potsdam
und anderen Städten Deutschlands zusammen getragenen kunsthistorischen
Gegenstände auf- bzw. der Öffentlichkeit vorzustellen. Unter der
Bezeichnung »Das Haus mit den sechs Klingelzügen« stellte es Ludwig
Sternaux 1936 in der Presse vor. Als Thiemann-Haus wird es heute
bezeichnet.
In der Führung auf dem Grundstück des Thiemann-Hauses,
Friedrich-Ebert-Straße 83, werden vor allem die Kunstsammler und
Kunsthändler Sigismund und Gertrud Thiemann vorgestellt.
Dr. Volker Punzel, Potsdam
Beitrag: 7 €, erm. 5 €
Information und Anmeldung (erforderlich):
Potsdamer Kunstverein, Telefon 0331 295957 oder
info@potsdamer-kunstverein.de
Eine Veranstaltung des Potsdamer Kunstvereins mit freundlicher
Unterstützung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
Berlin-Brandenburg zur Ausstellung »100 Jahre ›Kunst ohne König‹.
Privates und öffentliches Sammeln in Potsdam«
Ansprechpartner zur Ausstellung:
Dr. Jutta Götzmann
Potsdam-Museum
Benkertstraße 3
14467 Potsdam
Telefon 0331 2896820
museum-geschichte@rathaus.potsdam.de
www.potsdam.de/potsdam-museum ,
www.hbpg.de
Andreas Hüneke
Potsdamer Kunstverein e. V.
Gutenbergstraße 61 I
14467 Potsdam
Telefon 0331 295957 |