Potsdamer Kunstverein

 

Hubert Globisch: Intro l Ausstellungen l Bilder l Biografie l Buch l Dank l Echo

 
 

Hubert Globisch 1995

Der 1914 in Potsdam geborene und 2004 ebenda
verstorbene Künstler Hubert Globisch hat seine
umfangreichste Werkreihe der Oderflut des Jahres 1997 gewidmet. Dazu gehören 27 mittelformatige Bilder (Öl auf Hartfaser). Auf den ersten Blick scheint es ungewöhnlich, dass Globisch den Oder-
raum während der Katastrophe nicht betrat und
doch das Geschehen so intensiv reflektiert hat.
Fühlt man sich in die Entstehungsbedingungen
seiner Bilder ein und lernt Globischs Bildästhetik
kennen, beginnt man allerdings schnell seinen
künstlerischen Ausgangspunkt zu verstehen. Das
Wasser hat diesen Maler zeitlebens fasziniert.
Der Werkzyklus »Oderflut« steht am Beginn des
Spätwerks des Potsdamer Landschaftsmalers. Die
einzelnen Gemälde belegen gerade im Zusammen-
hang überzeugend seine Entwicklung von der ge-
bundenen Form zur freien Abstraktion.  Globisch,
der sich selbst als maßgeblich von Karl Hofer und
Egon von Kameke beeinflusst sah, suchte zeit-
lebens den Natureindruck in eine malerisch gültige
Aussage zu transformieren.
Eine herausragende Rolle spielen dabei Lichtstim-
mungen (insbesondere des Abends) und sowohl
im Früh- wie im Spätwerk, Wasser als Naturele-
ment.

Hubert Globisch 1995 Foto: Thomas Kläber
 

 

Eine große Menge erhaltener Bleistiftskizzen zeigt, welch aufwendigen Vorlauf dem Maler
dann im Atelier erlaubte, das Gemälde in Detail und Struktur zu entwickeln.
Der Kunsthistoriker Kurt Schifner erkannte bereits 1974 Globischs singuläre Stellung, was
Formensprache und Farbästhetik betrifft: »Globisch erlangte ... eine eigenwillige Disziplin
von Farbe, Raum und Deutung, die – verwandt dem Geiste Fontanes in der Kargheit der
Mark – Schönheit preist.«
Fünfundzwanzig Jahre später (1999) reflektierte der Kunsthistoriker Andreas Hüneke:
»Und wichtiger als die Ähnlichkeit mit dem Motiv ist dem Künstler die Ähnlichkeit mit dem
erinnerten Erlebnis. Daß diese Erlebnisse nicht nur in traditioneller Weise während der
Fahrten durch die Mark Brandenburg oder an die Ostsee gesammelt werden, dafür steht
die jüngste Serie der Bilder zur Oderflut ... 1997. Die ausführlichen Fernsehberichte über
die Hochwasserkatastrophe haben Globisch so stark bewegt, dass er fast das Gefühl hat-
te, dabei gewesen zu sein. Die Zwiespältigkeit der Empfindungen zwischen Faszination für
die weiten Wasserflächen und Erschrecken vor der Unbarmherzigkeit des Geschehens ist
in allen diesen Bildern spürbar, wenn sie auch im Einzelnen mehr zur einen oder zur an-
deren Seite tendieren. Durch die häufig übertragenen Luftaufnahmen kommt auch dieser
ungewohnte Blickwinkel in Globischs Kunst hinein und führt durch seinen spezifischen Charakter von sich aus zur Betonung des Flächenhaften. Ruhige Farbfelder und sich auf-
bäumende, dramatische Formen wechseln einander ab. Und immer wieder leuchtet aus
ihr ein mildes, wenn auch kühles Licht hervor, wie ein Hoffnungs- oder Sehnsuchtsschim-
mer.«
Die Werkreihe »Oderflut« wird flankiert von weiteren Bildern aus dem Nachlass, in denen
sich der Maler dem Element Wasser zugewendet hat. So lernt der Besucher »Schicksals-
bilder aus der Provinz: Wesensdeutung und Existenzempfindung« (Fritz Erpel) kennen.
Hubert Globisch kannte das Land Brandenburg so genau wie die polnische Oderseite. Er,
der seine Kindheit in Oberschlesien verbracht hat und seit 1919 bis zu seinem Tod in Pots-
dam sesshaft war, war Landschaftsmaler aus Passion. Als Maler wollte Globisch nicht nur
unser Verhältnis zur Natur befragen und suchend darstellen sondern fühlte sich auch als
Bewahrer von Landschaften, die er gemalt hat. Er war ein zurückgezogen lebender Einzel-
gänger, der sich am wohlsten fühlte, wenn seine Bilder für ihn sprechen konnten.
Ungeachtet dessen hat er sich von Zeit zu Zeit leise, aber präzise zu Wort gemeldet, wenn es um Themen wie Stadtgestaltung und Umweltschutz ging. Zeitlebens war er ein bescheidener Mann; seine einfühlsame und befähigende Tätigkeit als Kunstpädagoge ist Legende, sein Lebenswerk als Maler gewichtig – ein Schatz, den es öffentlich noch zu entdecken gilt.
Sein Werk hat bis heute keine angemessene Würdigung erfahren; auch ist er bis heute zu Unrecht über Potsdams Stadtgrenzen hinaus nicht bekannt. Von Anfang Mai 2007 bis Ende Januar 2008 besteht die Gelegenheit, ihn in Städten östlich und westlich der Oder wieder-
zuentdecken. Seine Bilder befinden sich in öffentlichen Sammlungen und Privatbesitz.
Eine erste Monographie liegt vor.

 

 

 

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